Gut zu wissen…

Natürlich wünscht sich das Vorbereitungsteam eine gesellige Ausfahrt mit netten Leuten und hofft, dass das Wetter mitspielt. Allerdings soll dabei nicht in Vergessenheit geraten, dass ein Teil der Strecke einen geschichtsträchtigen Hintergrund hat und an ein Ereignis erinnert, das für den christlichen Glauben von großer Bedeutung ist.

Daher freuen wir uns, dass sich Pfarrer Steller von der Evangelischen Kirche Fechenheim dankenswerterweise bereit erklärt hat, den Start mit einem geistlichen Impuls zu bereichern. In der Juni/Juli-Ausgabe des Gemeindebriefs hat er einen Artikel verfasst, der auf die Hintergründe des Lutherwegs eingeht. Da dieser Text ein hervorragender Einstieg für unsere Tour ist, darf er mit Genehmigung des Autors hier veröffentlicht werden :

Radtour auf dem Lutherweg 1521: Pilgern auf den Spuren des Reformators

Wilfried Steller, Pfarrer in der Evangelischen Kirche  Fechenheim

Martin Luther begibt sich am 2. April 1521 auf die Reise zum Reichstag nach Worms. Kaiser Karl V. hat ihn auf Druck einiger Landesfürsten geladen. Kaiser und Kirche stehen auf der einen Seite; sie wollen, dass er dort seine Lehren widerruft. Die Landesfürsten dagegen unterstützen Luther und hoffen, durch ihn die politische Macht Roms in Deutschland zu schwächen. Luther ist bereits durch den Kirchenbann quasi zum Ketzer erklärt. Schon die Anreise zum Reichstag wird jedoch nicht zu dem von der Kirche erhofften Bußgang. Sie gleicht eher einer Triumphfahrt, aller Orten wird Luther mit Begeisterung empfangen. Er predigt in Erfurt, Gotha und Eisenach. Und auch in Worms, wohin er am 16. April gelangt, wird er vom Volk mit Jubel empfangen. Luthers Auftreten auf dem Reichstag wird als sachlich, klug und überlegt beschrieben. Ihm wird deutlichst nahegelegt, seine Lehren zurückzunehmen, er jedoch sieht keinen Beweis gegen seine Thesen und Ansichten, der ihn bewegen könnte, seine Thesen zu widerrufen. Überzeugen lassen will er sich nur “durch Zeugnisse der Schrift und klare Vernunftgründe” und beruft sich auf sein Gewissen.

Nachdem er den Verhandlungssaal verlassen hat, begibt er sich am 25. April auf die Rückreise. Er hat für 21 Tage freies Geleit, als er und die ihn unterstützenden Fürsten Worms verlassen haben, verhängt jedoch der Kaiser die Reichsacht über Luther: Er ist nun vogelfrei. Auf der Rückreise lässt daher Kurfürst Friedrich der Weise am 4. Mai Luther “entführen”, einerseits, um Luthers Sicherheit zu garantieren, andererseits, um ihn kurzzeitig von der Bildfläche verschwinden zu lassen, denn der Kurfürst, der einem Geächteten und Ketzer Unterschlupf gewährt hat, will auch sich selbst schützen. Luther wird auf die abgeschiedene Wartburg gebracht, und die reformatorische Bewegung hat Zeit, sich zu festigen.

Der Lutherweg 1521 orientiert sich in seinem Verlauf an der Reiseroute Luthers zum Reichstag nach Worms und zurück zur Wartburg. Gut ausgeschildert erstreckt er sich über eine Gesamtlänge von rund 400 Kilometern und verbindet historische Orte und erlebnisreiche Landschaften. So ist der Lutherweg touristisch und theologisch interessant, denn zahlreiche Stationen in Städten und kleineren Ortschaften heißen die Pilger willkommen und bieten mit einem jeweils besonderen Thema interessante Einblicke in die reformatorische Bewegung.

Wer vorab weitere Informationen zum Thema wünscht, findet sie auf der Homepage des Lutherwegs. An dieser Stelle weise ich gerne auf den stets informativen Gemeindebrief der Evangelischen Gemeinde hin, der die Leser immer gut über das evangelische Leben in unserem Stadtteil auf dem Laufenden hält und durchaus auch für Katholiken interessant ist.

Danke nochmals an Pfarrer Steller für die Zurverfügungstellung seines Artikels.

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